22.12.2020 - 08:39

Testbetrieb der EVA-Shuttles wird fortgesetzt

Ab Ende Februar 2021 werden die drei automatisiert agierenden Mini-Busse im Karlsruher Stadtteil Weiherfeld-Dammerstock mit Passagieren unterwegs sein. Der Zustieg erfolgt nach Buchung über eine App und ist an einer der virtuellen Haltestellen in Weiherfeld-Dammerstock möglich. Bis zu sechs Personen finden in den Bussen Platz.

Der Testbetrieb der EVA-Shuttles in Karlsruhe wird fortgesetzt. Die Shuttles weden als eine attraktive Ergänzung zum weiterhin bestehenden ÖPNV-Angebot in Weiherfeld-Dammerstock gesehen und sollen insbesondere einer besseren Anbindung des Wohngebiets an die S-Bahnhaltestelle in Dammerstock dienen. Auf Grund der Corona-Pandemie kam es zu Verzögerungen im Forschungsprojekt, das ursprünglich zum Jahresende abgeschlossen werden sollte. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur unterstützt nun die Verlängerung bis zum 30. Juni 2021.

Elektrisch, vernetzt und automatisiert: So können ab Ende Februar 2021 Passagiere die sogenannte „letzte Meile“ im Karlsruher Stadtteil Weiherfeld-Dammerstock zurücklegen. Dafür wurden drei Mini-Busse für das Forschungsprojekt EVA-Shuttle seit Sommer 2019 umgerüstet und für den Einsatz im öffentlichen Personen-Nahverkehr vorbereitet. Der Zustieg erfolgt nach Buchung über eine App und ist an einer der virtuellen Haltestellen in Weiherfeld-Dammerstock möglich. Bis zu sechs Personen können in den Bussen theoretisch Platz finden und sich zwischen ihrem Wohnort und der S-Bahnhaltestelle Dammerstock von Ella, Vera und Anna chauffieren lassen. Betreiber der Busse werden die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) sein. Immer an Bord des Shuttles wird wie rechtlich vorgeschrieben eine Sicherheitsfahrerin oder ein Sicherheitsfahrer des Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) sein, um in kritischen Situationen jederzeit das Steuer übernehmen zu können. Dazu werden sie aktuell in einer eigens konzipierten Schulung auf den Einsatz vorbereitet. Hinsichtlich der Corona-Pandemie werden ab dem Start des Passagierbetriebs die jeweils aktuellen VBK-Hygienebestimmungen zum Schutz der Fahrgäste und Mitarbeiter in den Shuttles gelten.

Ursprünglich sollte das Projekt zum Jahresende abgeschlossen werden. „Das Herzstück und Highlight des Projektes, auf das wir intensiv hingearbeitet haben, ist der reale Betrieb mit Fahrgästen in Weiherfeld-Dammerstock. Wir wollten jetzt im Dezember schon längst im Passagierbetrieb sein – und dann kam im Frühjahr die Corona-Pandemie und machte uns einen Strich durch die Rechnung“, so Dr.-Ing. Florian Kuhnt vom FZI Forschungszentrum Informatik, Projektleiter von EVA-Shuttle. „Dadurch kam es natürlich zu Verzögerungen bei verschiedenen Arbeitsprozessen. So war für uns vor allem die Fahrzeugentwicklung auf engem Raum mit mehreren Personen und Projektpartnern seit Frühjahr nur schwer möglich. Die Forschungsdaten aus dem realen Fahrbetrieb sind für alle Projektpartner aber wesentlich, also haben wir mit Vollgas daran gearbeitet, das Projekt trotz neuer Rahmenbedingungen sicher auf die Straße zu bringen.“

Die Projektpartner stellten daher beim fördernden Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur einen Antrag auf Verlängerung bis zum 30. Juni 2021 und eine Aufstockung der Mittel um rund 200.000 €, dem nun auch stattgegeben wurde. Dies ermöglicht dem EVA-Shuttle-Team, den momentan laufenden Testbetrieb ohne Passagiere abzuschließen und Ende Februar fließend in die finale Projektphase überzugehen. Der Realbetrieb mit Passagieren ermöglicht es, Erkenntnisse über die Akzeptanz der Nutzerinnen und Nutzer zu sammeln und die Erfahrungen aus dem simulierten Passagierbetrieb auf die Probe zu stellen. Weitere Kilometer an Erfahrung auf der Straße sind zudem ungemein nützlich und werden direkt in das laufende System und die Mobilitätsforschung einfließen.

Urbaner Mischverkehr

„Wir forschen hier an einem in Deutschland einzigartigen Projekt“, betont Florian Kuhnt, der sich äußerst erfreut und erleichtert über die Verlängerung zeigt. Während lenkradlose Fahrzeuge üblicherweise virtuellen Schienen folgen, entscheiden Ella, Vera und Anna ihre Bewegung frei innerhalb der Fahrbahngrenzen und können damit eigenständig auf verschiedene Verkehrssituationen im innerstädtischen Mischbetrieb mit weiteren Pkws und Lkws, sowie Passanten und Fahrrädern reagieren. Das autonome Agieren im Verkehr geschieht mittels am FZI eigens entwickelter Planungsalgorithmen zur Entscheidungsfindung. Diese bauen auf der Sensorik, Umfelderkennung und der Selbstlokalisierung des Projektpartners Bosch auf.

Statt nach festem Fahrplan sind die Fahrzeuge „On-Demand“ unterwegs, sprich auf Abruf per App buchbar. Wenn Fahrgäste ein Shuttle anfordern, errechnet die intelligente Software des Projektpartners ioki automatisch die beste Route. „Mobilität wird mehr und mehr multimodal und digital. Mit dem Forschungsprojekt EVA-Shuttle entwickeln wir den ÖPNV intelligent weiter und verbinden autonomes Fahren mit On-Demand-Buchung“, sagt Dr. Michael Barillère-Scholz, Geschäftsführer von ioki.

Sowohl die ersten Testfahrten auf dem KIT-Campus Ost als auch der Testbetrieb ohne Passagiere in Weiherfeld-Dammerstock sind positiv verlaufen und haben wertvolle Daten für die Software-Entwicklung geliefert.

Ermöglicht wurde dieser Testbetrieb durch den neuartigen Prüfprozess von TÜV SÜD. „Die Mission von TÜV SÜD ist es Menschen, Umwelt und Sachgüter vor den nachteiligen Auswirkungen der Technik zu schützen“, sagt Dirk Fratzke, Projektleiter EVA-Shuttle bei TÜV SÜD und führt stolz weiter aus: „Gerade bei innovativen Technologien wie dem hochautomatisierten Fahren fehlen aber meist die notwendigen Prüfmethoden. Diese hat unser Expertenteam in den letzten beiden Jahren mit hohem Engagement entwickelt und die notwendigen Dokumente ausgestellt, damit eine Zulassung der drei Fahrzeuge mit automatisierten Fahrfunktionen durch die Zulassungsbehörde erfolgen kann“.

Das Konsortium arbeite derzeit mit Hochdruck an der Vorbereitung des Passagierbetriebs, heißt es in einer Pressemitteilung. Auch die Vorbereitungen für einen Betrieb mit entsprechenden Hygienebedingungen während der Corona-Pandemie sowie die Einbindung in die zentrale Verkehrsleitstelle werden bis dahin durch den Projektpartner VBK abgeschlossen sein. Die VBK werden die drei Shuttles während der Phase des Passagierbetriebs in der Kfz-Werkstatt instandsetzen und instandhalten. „Wir freuen uns sehr auf den Betrieb mit echten Fahrgästen und sind gespannt, wie dieses völlig neue Verkehrsmittel von den Karlsruhern angenommen wird“, betont Dr. Alexander Pischon, Geschäftsführer von VBK und KVV.

Die EVA-Shuttles

Voller Zuversicht sehen die Konsortialpartner des EVA-Shuttle-Projekts dem Start des Flottenbetriebs entgegen, um so den Bürgerinnen und Bürgern zu ermöglichen, autonomes Fahren selbst zu erleben und zu neuen Erkenntnissen für die Mobilität von morgen beizutragen. Vor dem Start des Personenbetriebs werden die potentiellen Fahrgäste umfassend informiert, um eine möglichst breite Akzeptanz zu erreichen.

Wer bereits jetzt schon mal einen Blick auf die Shuttles werfen möchte, findet auf der Projekthomepage unter anderem eine umfassende Bildergalerie zu den Mini-Bussen sowie einen Film, der das Konzept erklärt.

Im Projekt EVA-Shuttle entwickelt und erprobt das Projektkonsortium um das FZI Mobilitätslösungen für die erste und letzte Meile von der Haltestelle bis zur Haustür. Per App gerufen, sollen autonome Shuttles zukünftig Passagiere nach dem Prinzip von Fahrgemeinschaften aufnehmen und an ihre Ziele bringen. Neben dem FZI sind die Robert Bosch GmbH, die Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH, die TÜV SÜD Auto Service GmbH und die Deutsche Bahn Tochter ioki GmbH an der Entwicklung beteiligt. Die INIT GmbH, die Stadt Karlsruhe und der Karlsruher Verkehrsverbund / Albtal-Verkehrs-Gesellschaft begleiten das Projekt als assoziierte Partner. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert das Vorhaben im Rahmen des Forschungsprogramms Automatisiertes und Vernetztes Fahren mit 2,52 Millionen Euro über eine Laufzeit von 33 Monaten.
Über das FZI Forschungszentrum Informatik

Autor: jst

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