29.09.2020 - 07:45

Bitkom-Studie: Hohe Erwartungen an Künstliche Intelligenz in der Mobilität

Vorbehalte gegenüber KI nehmen ab, was das autonome Fahren angeht, gibt es immer noch einiges an Skepsis in Deutschland. Das zeigt eine aktuelle Studie des Digitalverbandes Bitkom. Nur jeder Dritte (36 %) sagt, selbstfahrende Autos würden schwere Unfälle und viele Tote vermeiden.

Hingegen gehen 57 Prozent der Befragten davon aus, dass es durch selbstfahrende Autos vermehrt zu schweren Unfällen mit vielen Toten kommen wird.

Immer mehr Menschen entdecken die Chancen Künstlicher Intelligenz und wünschen sich ihren Einsatz in fast allen Lebensbereichen. Eine Mehrheit rechnet damit, dass KI die Gesellschaft bereits in den kommenden fünf Jahren spürbar verändern wird, und fordert, dass die Technologie stärker kontrolliert wird. Das ist das Ergebnis einer telefonischen Befragung von 1.004 Personen ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Demnach sagen nur noch 5 Prozent, dass sie noch nie etwas von KI gehört oder gelesen haben. Vor zwei Jahren waren es noch 12 Prozent, vor drei Jahren sogar 22 Prozent.

Mehr als die Hälfte (52 Prozent) ist überzeugt, mindestens gut erklären zu können, was KI bedeutet (2018: 40 Prozent). Zugleich sagen inzwischen mehr als zwei Drittel (68 Prozent), dass sie KI vor allem als Chance sehen. Vor drei Jahren war es mit 48 Prozent erst eine Minderheit, 2018 lag der Anteil bei 62 Prozent. „Wer besser informiert ist sieht auch die Chancen von Künstlicher Intelligenz“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg heute bei der Vorstellung der Studie.

KI-Warnsysteme und autonome Fahrzeuge

Besonders große Erwartungen gibt es offenbar beim KI-Einsatz im Verkehr. Drei Viertel der befragten Personen (76 Prozent) gehen davon aus, dass sich KI-unterstützte Warnsysteme im Auto bereits in den kommenden zehn Jahren durchgesetzt haben werden, 38 Prozent rechnen sogar mit einem Durchbruch binnen fünf Jahren. Zwei Drittel (66 Prozent) erwarten, dass innerhalb von zehn Jahren KI für uns optimale Routen über verschiedene Verkehrsmittel hinweg planen wird.

Bei selbstfahrenden Fahrzeugen gibt es sehr unterschiedliche Erwartungen. 60 Prozent rechnen innerhalb von zehn Jahren mit dem Durchbruch selbstfahrender Busse auf unseren Straßen. Aber nur 44 Prozent erwarten selbstfahrende U- oder S-Bahnen, 39 Prozent Fernzüge und 37 Prozent selbstfahrende Lieferwagen für Warentransporte. Selbst autonome Autos können sich 30 Prozent innerhalb von zehn Jahren auf deutschen Straßen vorstellen, 8 Prozent erwarten autonome Autos sogar innerhalb der nächsten fünf Jahre im Straßenverkehr. Ganz anders sieht es im Luftverkehr aus: Gerade einmal 6 Prozent meinen, dass autonome Flugzeuge in den nächsten zehn Jahren Passagiere transportieren werden.

Gerade bei KI-gesteuerten Autos sehen die Bürgerinnen und Bürger nicht nur Vorteile. So sagt nur jede dritte befragte Person (36 Prozent), selbstfahrende Autos würden schwere Unfälle und viele Tote vermeiden. Aber deutlich mehr (57 Prozent) gehen davon aus, dass es durch selbstfahrende Autos vermehrt zu schweren Unfällen mit vielen Toten kommen wird. „In der Vergangenheit wurde ausführlich über fast jeden schwereren Unfall eines selbstfahrenden Test-Autos berichtet. Das hat sich offensichtlich in den Köpfen festgesetzt“, sagte Berg. „Dabei ist gerade die zusätzliche Sicherheit einer der wichtigsten Gründe für die Entwicklung autonomer Fahrzeuge.“ Wie die amtliche Unfallstatistik zeigt, werden aktuell 9 von 10 Unfällen mit Verletzten oder Toten in Deutschland durch menschliches Fehlverhalten verursacht wie zum Beispiel überhöhte Geschwindigkeit, zu geringer Abstand oder Missachtung der Vorfahrt. Berg: „Selbst wenn KI die Fahrzeuge nicht sofort völlig unfallfrei steuern wird, könnte ein Großteil solcher schwerer Unfälle vermieden werden.“

Datenverfügbarkeit und Datensouveränität

Bei der Frage, ob der KI-Einsatz vorankommt und ob Deutschland eine weltweite Führungsrolle bei Künstlicher Intelligenz einnehmen kann, kommt nach Ansicht des Bitkom dem Umgang mit Daten eine entscheidende Bedeutung zu. „Datenverfügbarkeit und Datensouveränität müssen als Leitbild die Datensparsamkeit ersetzen“, sagte Bitkom-Präsident Berg. „Wir müssen in Deutschland und Europa Regeln schaffen, die datenbasierte Innovationen wie KI im Interesse der Bürger, der Unternehmen und der Verwaltung erleichtern.“ Zugleich zeugten Forderungen nach einer eigenständigen KI-Regulierung von einem falschen Bild von Künstlicher Intelligenz. „KI ist eine Technologie und wir sollten wie bisher auch möglichst technologieneutrale Gesetze machen. Regulierung sollte immer eine Anwendung und ihre Auswirkungen betreffen, nicht die Technologie als solche“, betonte Berg. „In den Fällen, wo KI-Anwendungen in Hochrisikobereichen zum Einsatz kommen, muss konsequent an bestehende Regulierung und die bestehenden institutionellen Strukturen des jeweiligen Sektors angeknüpft werden. Wir brauchen keinen Algorithmen-Tüv und zum Beispiel auch keine gesonderte KI-Finanzaufsicht, sondern die Finanzaufsicht muss KI-Anwendungen mit in den Blick nehmen.“

Hier können Sie die Studie direkt als PDF herunterladen >>

Foto: Gerd Altmann auf Pixabay

Autor: jst

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29.09.2020 07:28