23.08.2016 - 14:43

Fünf Fragen an Dr. Tom Kirschbaum von allygator

Shuttle_1

Die Macher hinter der Door2Door GmbH sind das, was man gepflegt Vollblut-Start-upler nennen kann. Die Gründer Dr. Tom Kirschbaum und Maxim Nohroudi sind mit ihren Ideen zur Mobilität der Zukunft immer wieder vorn dabei und gleichzeitig engagieren sie sich in Gremien, um die Start-up-Kultur in Deutschland voranzutreiben. Die neueste, eigene Gründung ist der Shuttle-Service allygator. Tom Kirschbaum hat intellicar-Macher Jens Stoewhase fünf Fragen zu allygator und der neuen Mobilität in Deutschland beantwortet.

Herr Dr. Kirschbaum, allygator ist frisch gestartet. Ich bin mir noch nicht sicher: Ist es nun ein Fahrdienst oder doch eher eine Plattform, die zukünftig Fahrdiensten Kunden vermitteln wird? Was kann allygator und wo soll es damit hingehen?

allygator shuttle ist ein Shuttlebus-Service für den Stadtverkehr, den sich Nutzer per App bestellen und mit anderen Fahrgästen teilen. Wir haben einen intelligenten Algorithmus entwickelt, der Nutzer auf ähnlichen Routen bündelt. Auf diese Weise werden alle Passagiere sehr effizient und umweltfreundlich zu ihren individuellen Zielen gebracht. Wir beweisen gerade mit unserer Pilotphase in Berlin, dass der Service funktioniert und auch angenommen wird. Ziel ist nun, dieses Angebot als Franchise in anderen Städten weltweit zu etablieren.

Das Teilen von Fahrten ist nicht wirklich neu. Ridesharing ist zur Zeit eines heißes Start-up-Pflaster. Gleichzeitig ruft es schnell Kritiker auf den Plan. Was machen Sie anders, um nicht die gleichen Diskussionen auszulösen?

Dr. Tom Kirschbaum, Gründer und Geschäftsführer der Door2Doort GmbH, dem Unternehmen hinter ally und allygator.

Dr. Tom Kirschbaum, Gründer und Geschäftsführer der Door2Doort GmbH, dem Unternehmen hinter ally und allygator.

Uns sind auf jeden Fall die rechtlichen Rahmenbedingungen sehr wichtig. Bei uns fahren beispielsweise nur Fahrer mit einem Personenbeförderungsschein. Darüber hinaus haben wir andere Wettbewerber genau beobachtet, gelernt und letztlich verstanden, wie man es richtig macht. Nämlich fair und und auf Basis einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Kommunen und den Verkehrsunternehmen vor Ort. Wir liefern neben unserer entwickelten Software ein Gesamtkonzept, so dass Verkehrsunternehmen den Shuttleservice als sinnvolle Ergänzung zu ihrem bestehenden Angebot selbst betreiben können. Unser Ziel ist, durch mehr Komfort, Flexibilität und günstige Preise die Nutzung des eigenen Autos weniger attraktiv zu machen.

Allygator ist ja mindestens dem Namen nach mit Ihrem intermodalen Vermittlungsdienst ally verwandt. Ist der neue Service eine Konsequenz aus den Erkenntnissen von ally? Konnten Sie den Bedarf eines solchen Dienstes aus Ihren Datensätzen ablesen?

Durch die Daten, die wir seit der Einführung der ally App vor mehr als 2 Jahren gewonnen haben, konnten wir feststellen, wo ein Bedarf an Mobilität eventuell ungenügend abgedeckt wird. Auf einer Stadtkarte können wir beispielsweise sehen, an welchen Orten hohe Nachfrage herrscht, aber nur unzureichend öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stehen beziehungsweise die Anbindung an zentrale Punkte wie Flughäfen schlecht ist. In vielen Städten besteht ein solcher Angebotsmangel. Und der Bau bzw. die Inbetriebnahme von zusätzlichen U-Bahn- oder Buslinien dauert Jahre und ist teuer. Hier macht unser Service Sinn, da er sofort implementiert werden kann und die positiven Effekte sofort sichtbar sind.

Neben Ihrem Unternehmertum engagieren Sie sich auch im Vorstand des Bundesverbandes Deutsche Startups. Wenn Sie aus der Position von oben auf die Mobilität schauen, wo hakt es noch, wenn man die Mobilität in Deutschland ins 21. Jahrhundert katapultieren will?

Es stehen Unternehmen, Politik und Gesellschaft vor einer Herausforderung. Viele Autohersteller haben bereits gemerkt, dass sich in Zukunft mit dem bloßen Verkaufen von Autos nicht mehr viel Geld verdienen lassen wird. In Zeiten der Sharing-Economy sowie autonomen und vernetztem Fahren wird es gefragt sein, innovative Mobilität in ihrer Gesamtheit bereitzustellen. Zudem hinken speziell die deutschen Hersteller im internationalen Vergleich noch etwas hinterher, beispielsweise bei Digitalisierung und Elektromobilität. Hier muss aufgeholt werden, durch Kooperationen mit Startups, die schon viel weiter sind. Die Politik steht vor der Herausforderung, in naher Zukunft auf die Innovationen im Mobilitätsbereich zu reagieren und innovationsfreundlichere Rahmenbedingungen zu schaffen – darum werben wir entschieden gemeinsam mit dem VDA, der ja die deutsche Automobilindustrie vertritt. Und die Gesellschaft wird sich neuen Ideen öffnen und bereit sein, neue Dinge auszuprobieren. Ich bin überzeugt, dass die Mobilität in Deutschland den Schritt ins 21. Jahrhundert problemlos schafft, wenn wir gemeinsam die Ärmel hochkrempeln – jetzt.

Der Mini-Pitch zum Schluss: Welchen Vorteil haben Kunden von allygator gegenüber Nutzern von anderen Ridesharing-Services?

00_Jay Barker_Tom Kirschbaum_Maxim Nohroudi

Die Philosophie, die wir mit unserem Service verfolgen, ist weltweit einzigartig. Deshalb ist ein Vergleich mit anderen Ridesharing-Anbietern wie Uber schwierig. Neben den offensichtlichen Vorteilen eines günstigen Preises sowie großer Flexibilität und hohem Komfort legen wir Wert darauf, unsere Fahrer fair zu bezahlen und alle rechtlichen Rahmenbedingungen zu erfüllen. Wir wollen eine gute Alternative zum eigenen Auto anbieten und unseren Service in den bestehenden städtischen Nahverkehr integrieren, was durch unseren Franchise-Ansatz für Verkehrsunternehmen unterstrichen wird. Am Ende gilt: Für eine grünere Stadt mit weniger Fahrzeugen und mehr attraktivem Lebensraum für alle!

In der Serie „Fünf Fragen an …“ sammelt Jens Stoewhase in unregelmäßigen Abständen bei Branchenköpfen Antworten zu aktuellen Themen der vernetzten und neuen Mobilität ein.  Lesen Sie hier die Antworten, die Anke Kleinschmit von Daimler, Ole Harms von Volkswagen, Torsten Oelke von CUBE und Rouven Dresselhaus von Cavalry Ventures bereits gaben.

Autor: Jens Stoewhase
Fotos: Door2Door GmbH

Autor: jst

– ANZEIGE –


Letzter Beitrag

Aktuelle Termine

Automotive Software Grundlagen

Zum Termin

20. Internationaler Fachkongress für erneuerbare Mobilität "Kraftstoffe der Zukunft"

Zum Termin

3. VDV-Digitalgipfel

Zum Termin
Gefunden bei intellicar.de
https://intellicar.de/ticker/fuenf-fragen-an-dr-tom-kirschbaum-von-allygator/
23.08.2016 14:44