23.06.2020 - 21:22

Mercedes-Benz und NVIDIA wollen gemeinsam das automatisierte Fahren weiterentwickeln

Die Katze ist aus dem Sack: Mercedes-Benz und Nvidia verkünden die gemeinsame Entwicklung von Software-definierter Fahrzeugarchitektur für das automatisierte Fahren. Die Info kommt direkt nach der frisch verkündeten Trennung von BMW und Mercedes-Benz in Bezug auf das autonome Fahren.

Die neue Mercedes-Benz-Nvidia-Plattform soll automatisiertes Fahren auf dem neuesten Stand der Technik ermöglichen und über alle Mercedes-Benz Baureihen eingesetzt werden. Dabei spielen Software-Upgrades und Künstliche Intelligenz (KI) eine zentrale Rolle, um automatisierte Fahrfunktionen anzubieten, heißt in einer Pressemitteilung aus Stuttgart. Nvidia gilt weltweit als einer der führenden Anbieter von GPU-beschleunigtem Computing und ist bereits vor einigen Jahren mit der Nvidia-Drive-Plattform im Automotive-Sektor angekommen. Nun beabsichtigt der Techkonzern gemeinsam mit Mercedes-Benz die Entwicklung eines fahrzeuginternen Computersystems sowie einer KI-Computing-Infrastruktur zu entwickeln. Ab 2024 soll die neue Technologie über alle Mercedes-Benz Baureihen eingeführt werden. Das ist selbstbewusst gesteckt: So soll die geplante Zusammenarbeit eine der intelligentesten und fortschrittlichsten Rechnerarchitekturen in der Automobilindustrie für alle Mercedes-Benz Baureihen hervorbringen.

2024 war auch das Jahr, das für den Start der Fahrzeugmodelle aus der Kooperation zwischen BMW und Mercedes-Benz als Ziel stand. Offenbar ist man in Stuttgart zweigleisig gefahren, nun wurden wohl die Weichen gestellt. Allerdings gab es auch bereits eine längere Kooperation in München – zwischen BMW, Intel und Mobileye.

Die neue Software-definierte Architektur für Mercedes-Benz basiert auf der Nvidia-Drive-Plattform und soll in allen künftigen Mercedes-Benz Fahrzeugen zum Standard gehören, um moderne automatisierte Fahrfunktionen zu ermöglichen. Man will die Fahrzeuge befähigen, regelmäßige Strecken automatisiert zu fahren. Zusätzlich soll es zahlreiche weitere Sicherheits- und Komfortanwendungen geben. Die Idee: Kunden können Software-Anwendungen und Abonnement-Dienste via Over-the-Air-Updates über den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs kaufen und hinzufügen. Ein Geschäftsmodell, das seit einigen Jahren propagiert wird, bisher jedoch eher bei der Konkurrenz aus Kalifornien echte Anwendung findet. So kann man im Tesla Model 3 zum Beispiel bereits die Funktion der Sitzheizung für die Sitze im Fond des Autos durch einen Onlinekauf freischalten.

Jensen Huang, Gründer und CEO von Nvidia: „Gemeinsam wollen wir den Autobesitz über den Lebenszyklus revolutionieren, indem wir die Fahrzeugsoftware kontinuierlich via Over-the-Air-Updates aktualisierbar machen. Jeder künftige Mercedes-Benz mit dem Nvidia Drive-System kommt mit einer Vielzahl von KI- und Software-Tools, die das Fahrzeug kontinuierlich weiterentwickeln und verbessern können.“ Und Ola Källenius, CEO der Daimler AG und Mercedes-Benz AG, ergänzt: „Die neue Plattform wird ein effizientes, zentralisiertes und Software-definiertes System in unseren zukünftigen Mercedes-Benz Baureihen sein. NVIDIAs KI-Rechnerarchitektur soll dabei helfen, unseren Weg zum autonomen Fahren weiter zu beschleunigen. Neue Funktionen und Upgrades können aus der Cloud heruntergeladen werden. So wollen wir die Sicherheitssysteme kontinuierlich auf dem neuesten Stand halten und damit auch den Wert des Fahrzeugs immer wieder steigern.“

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Die Architektur

Für die automatisierte Fahrfunktionen in zukünftigen Mercedes-Benz Fahrzeugen soll bereits die Nvidia-Drive-Plattform der nächsten Generation zum Einsatz kommen. Das System-on-Chip (SoC), genannt Orin, basiert auf der kürzlich angekündigten Nvidia Ampere-Supercomputing-Architektur. Die Nvidia-Plattform umfasst einen vollständigen Systemsoftware-Stack, der speziell für die automatisierte Steuerung von KI-Anwendungen entwickelt wurde. Die beiden Unternehmen wollen gemeinsam KI-Anwendungen und automatisierte Funktionen entwickeln, die SAE Level 2 und 3-Stufen sowie automatisierte Parkfunktionen (bis Level 4) umfassen.

Der Fokus des neuen Systems soll dabei auf dem Thema Sicherheit liegen. Mit der Entwicklung der Technologie und bei Vorliegen des entsprechenden Rechtsrahmens soll jedes Auto neue automatisierte Fahrfunktionen via Over-the-Air-Updates bekommen können. Sicherheits- und Komfortfunktionen werden somit ebenfalls verfügbar sein. Aktuell arbeitet man im Bundesverkehrsministerium am ersten Gesetzentwurf zum autonomen Fahren für Level 4 und 5. Es könnte also bereits mit dem regulären Ende der aktuellen Legislaturperiode im Herbst 2021 erste Rechtsrahmen geben, die eine Entwicklung für Fahrzeuge ab 2024 entsprechend aufgreifen könnte.

Mercedes-Benz und Nvidia wollen die Infrastrukturlösungen Drive-Plattform auch nutzen, um sowohl eine datengesteuerte Entwicklung als auch die Nutzung von sogenannten tiefen neuronalen Netzen zu ermöglichen. Damit soll den Anforderungen der jeweiligen Regionen und Betriebsbereiche entsprochen werden, in denen die Fahrzeuge verfügbar sein werden.

Autor: jst

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23.06.2020 21:12