Daimler Trucks gründet globale Organisation für hochautomatisiertes Fahren – US-Markt hat Prio

Foto: Daimler AG
Per 1. Juni 2019 gründet Daimler Trucks eine globale Organisation für automatisiertes Fahren und nennt sie Autonomous Technology Group. Die zentralen Aufgaben der neuen weltweiten Einheit umfassen die Gesamtstrategie für automatisiertes Fahren und deren Umsetzung, einschließlich Forschung und Entwicklung sowie Aufbau der erforderlichen Infrastruktur samt Netzwerk für den operativen Fahrzeugeinsatz – mit dem Ziel der Serienproduktion hochautomatisierter Lkw (SAE-Level 4). Offenbar glaubt der Konzern ebenfalls an eine große Zukunft für automatisiert bis autonom fahrende LKW. Und der US-Markt wird zum Einstieg.
Daimler Trucks will mit der neu gegründeten Autonomous Technology Group hochautomatisierte Lkw innerhalb eines Jahrzehnts zur Marktreife bringen. Auf der diesjährigen Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas wurden bereits Investitionen in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro (rund 570 Millionen US-Dollar) angekündigt. Im Transportgewerbe wird Level 3 quasi „übersprungen“. So ist Level 4 der nächste logische Schritt nach Level 2. Man will dadurch sowohl die Sicherheit als auch Effizienz und Produktivität steigern.
— Textanzeige —
Ein exklusiver Bericht von NAVYA über autonome Shuttlebusse: Das Unternehmen NAVYA, das autonome Fahrzeuge entwickelt und baut, hat bereits weltweit mehr als 100 autonome Shuttlebusse verkauft. NAVYA freut sich, Ihnen heute mithilfe einer exklusiven Dokumentation Antworten auf Ihre Fragen zu autonomen Fahrzeugen zu geben: Wie funktionieren sie? Welche Technologien verwenden sie? Wie werden sie versichert?
www.navya.tech
Kompetenzen bündeln für das automatisierte Fahren
Martin Daum, Mitglied des Vorstands der Daimler AG, zuständig für Trucks & Buses: „Mit der neuen Einheit maximieren wir unsere Schlagkraft beim automatisierten Fahren und setzen unsere Investitionen in diese strategische Schlüsseltechnologie ganz gezielt ein. Damit sind wir in der idealen Position, um das hochautomatisierte Fahren zur Marktreife zu bringen. Auf diese Weise machen wir den Straßentransport für alle Verkehrsteilnehmer sicherer und unterstützen Spediteure dabei, ihre Produktivität zu steigern.“
US-Markt im Fokus für den Start
Mit Wirkung zum 1. Juni leitet Dr. Peter Vaughan Schmidt, bislang Leiter Strategie bei Daimler Trucks, die neue, globale und bereichsübergreifende Organisation. In dieser Position berichtet er weiterhin direkt an Martin Daum. Schmidt verfügt über 15 Jahre Erfahrung in der Branche. In seiner bisherigen Position hat er bereits die Strategie für automatisierte Fahrzeuge bei Daimler Trucks entwickelt. Peter Vaughan Schmidt: „In der Autonomous Technology Group führen wir unsere globalen Experten und deren umfangreiches Wissen rund um automatisierte Lkw zusammen. Im ersten Schritt konzentrieren wir uns auf den Einsatz hochautomatisierter Lkw in definierten Bereichen und zwischen definierten Knotenpunkten in den USA. Dabei kooperieren wir eng mit den Kunden, deren Geschäft zu diesem Anwendungsfall des automatisierten Fahrens passt. Wir entwickeln nicht nur die entsprechende Technologie, sondern bauen auch die erforderliche Infrastruktur samt Netzwerk für den operativen Fahrzeugeinsatz auf.”
Roger Nielsen, CEO von Daimler Trucks North America LLC (DTNA), zu dem auch die führende Marke Freightliner gehört: „Es freut uns sehr, dass wir mit der Autonomous Technology Group nun eine starke, globale Organisation beim automatisierten Fahren an unserer Seite haben. Mit ihr können wir die Technologie für hochautomatisierte schwere Lkw und die Fahrzeugintegration in unserem Forschungs- und Entwicklungszentrum für automatisierte Lkw in Portland noch konsequenter vorantreiben. Wir arbeiten mit vollem Engagement daran, die enormen Vorteile des hochautomatisierten Fahrens zuerst hier in den USA zu demonstrieren.“
Softwareentwicklung, redundantes Fahrzeugchassis mit Sensoren-Integration und Infrastruktur
Die Entwicklung der Software für das hochautomatisierte Fahren wird eines der Haupttätigkeitsfelder der Autonomous Technology Group. Ein weiteres ist das sogenannte Fahrzeugprojekt: Einerseits ist dieses für die Redundanz des Fahrzeugchassis zuständig, damit die Fahrzeugsysteme die Aufgaben des Fahrers im Verkehr übernehmen können und damit höchste Sicherheit gewährleisten. Andererseits befasst sich das Fahrzeugprojekt mit der Integration der Sensoren für das automatisierte Fahren (Kamera, Lidar, Radar), die zusammen mit einer höchst exakten Karte dafür zuständig sind, dass der vollautomatisierte Lkw sich im Verkehr zurechtfindet. Die Infrastruktur samt Netzwerk für den operativen Fahrzeugeinsatz, die von der Autonomous Technology Group als weitere Hauptaktivität aufgebaut wird, besteht aus einem Hauptkontrollzentrum für die Fahrzeuge und weiteren Stationen an den Logistik-Knotenpunkten.
Torc Robotics wird Teil der Autonomous Technology Group
Die Autonomous Technology Group ist global aufgestellt und an verschiedenen Standorten des weltweiten Entwicklungsnetzwerks des Unternehmens tätig. Dazu zählen Portland und Blacksburg in den USA und der deutsche Standort Stuttgart. Mit dem Aufbau und Einsatz der Testflotte werden weitere Standorte hinzukommen. Das in Blacksburg ansässige Unternehmen Torc Robotics wird Teil der neu gegründeten Autonomous Technology Group – in Abhängigkeit der behördlichen Genehmigung der kürzlich von Daimler Trucks bekanntgegebenen Akquisition. Die beiden Unternehmen ergänzen sich aufgrund der Expertise von Torc bei der agilen Softwareentwicklung und der Erfahrung von Daimler Trucks bei der Entwicklung zuverlässiger und sicherer Lkw ideal. Torc Robotics bleibt eine selbstständige Firma, die ihren Namen, ihr Team, bestehende Kunden und sämtliche Einrichtungen in Blacksburg beibehält. Außerdem verbleiben die Gründer von Torc Robotics weiterhin im Führungsteam des Unternehmens.
Synergien mit der Pkw-Sparte
Daimler Trucks soll beim automatisierten Fahren weiterhin eng mit allen Geschäftsfeldern der Daimler AG zusammenarbeiten – dazu zählen auch gemeinsame Aktivitäten mit der Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars – um maximale Synergien zu nutzen, heißt es. Zugleich erfordern die Besonderheiten von Lkw aufgrund der vollkommen unterschiedlichen Systeme (u. a. Gelenk-/Gliederfahrzeuge) eigene Entwicklungsaktivitäten. Diese konzentrieren sich auf den Gütertransport auf Fernstraßen im Gegensatz zur innerstädtischen Personenbeförderung.
Teilautomatisiertes Fahren bereits Realität
Daimler Trucks sieht sich selbst als der Pionier bei automatisiert fahrenden Lkw. 2014 präsentierte der Lkw-Hersteller den Mercedes-Benz Future Truck 2025, den weltweit ersten automatisierten Lkw, und demonstrierte als die technischen Möglichkeiten und das Potenzial von automatisierten Lkw. 2015 erhielt Daimlers Freightliner Inspiration Truck die Straßenzulassung als erstes teilautomatisiertes Nutzfahrzeug überhaupt. Im selben Jahr fand die Weltpremiere des Mercedes-Benz Actros mit Highway Pilot auf öffentlichen Straßen statt.
Mit Active Drive Assist (Mercedes-Benz Actros, FUSO Super Great) und Detroit Assurance 5.0 mit Active Lane Assist (Freightliner Cascadia) ist Daimler Trucks teilautomatisierte Fahrfunktionen (SAE-Level 2) in die Serienproduktion einführt. Das neue System kann unabhängig bremsen, beschleunigen und lenken. Anders als bei Systemen, die erst ab einer bestimmten Geschwindigkeit arbeiten, ermöglichen Active Drive Assist / Detroit Assurance 5.0 dem Fahrer erstmals in einem Serien-Lkw das teilautomatisierte Fahren in allen Geschwindigkeitsbereichen. Eine neue entwickelte Kombination aus Radar- und Kamerasystem ist die Basis dieses aktiven Längs- und Querführungsassistenzpakets.
Autor: Jens Stoewhase mit Pressematerial der Daimler AG
– ANZEIGE –