Neue Mobilität, neue Konzepte, viele Chancen

Corona macht es nötig, dass wir in neuen Optionen denken. Denn große und kleine Events und Messen fallen 2020 wohl weiterhin aus. Der Trend geht zu digitalen Events. Und so hat auch das Team von intellicar.de am 26. Juni 2020 sein erstes Digital MeetUp veranstaltet. Ein kurzer Rückblick.
Drei Sprecher und über 260 angemeldete Gäste, in der Spitze waren mehr als 150 Personen parallel live bei den drei Vorträgen und der anschließenden Diskussionsrunde dabei. Das ist ein feiner Aufschlag.
Zur Premiere widmeten wir uns einem der großen Themen von intellicar.de – den digitalen Geschäftsmodellen in der Mobilität. Der Zeitpunkt hätte kaum besser gewählt sein können, denn in den letzten Wochen zeichnete sich immer deutlicher ab, dass die deutschen Autobauer eigene Betriebssysteme für ihre Fahrzeuge entwickeln wollen. Gleichzeitig wollen auch die großen Player Apple und Google ihre Software immer tiefer in Autos integrieren. Das Ziel ist bei allen Mitspielern klar: Es geht um die digitalen Geldflüsse der Zukunft.
Mit unseren drei Sprechern, Marco Dargel, Partner der P3 group GmbH, Philipp Reusch, Gründungspartner reuschlaw, und Ralph Thannheiser, Head of New Mobility Allianz Partners, haben wir deshalb ein breites Spektrum gewählt. Denn die Perspektiven und Optionen und auch Risiken und Nebenwirkungen könnten beim möglichen Geschäft mit Daten und neuen Services kaum größer sein.
Da passte der Einstieg von Marco Dargel perfekt: Das Auto als Plattform für digitales Business – und warum es so lange dauert, damit Geld zu verdienen. Dabei ging Dargel insbesondere auf zwei Punkte ein: Er diskutierte den Weg vom fahrzeugzentrierten Ansatz hin zu einem ökosystembasierten Ansatz. Im Laufe seines Vortrages machte er deutlich, wie sehr digitale Attribute die Entscheidung beim Fahrzeugkauf beeinflussen und wie das digitale Business im Auto zum Kerngeschäft wird. Besonderes Augenmerk legte Dargel auf APIs – Schnittstellen, über die sich sofort neue digitale Geschäftsmodelle generieren lassen. Gleichzeitig sei ein langfristiger Erfolg nur mit durchgängiger technologischer Souveränität in einem neuen Produktsystem erreichbar.
Philipp Reusch lieferte die rechtliche Perspektive. Dabei ging es jedoch weniger um Schwierigkeiten, sondern viel mehr um Optionen. Reusch ging noch einmal auf die neue Rolle der Autohersteller ein, die sich gern als Mobilitätsdienstleister sehen wollen. Und er untermauerte die Notwendigkeit von „intellectual property“, also geistigem Eigentum, das für OEMs und Zulieferer wichtiger denn je wird, wenn in einer digitalen Welt kein Eigentum an einem Bauteil mehr zählt.
Ralph Thannheiser rundete das Themenspektrum ab und beleuchtete als Head of New Mobility bei Allianz Partners die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Mobilität. Er sieht die aktuellen Entwicklungen so, dass die neuen Sharingkonzepte zu Lasten des ÖPNV und der Mobilität mit dem Auto Erfolge feiern und weiterhin feiern werden.
Des Weiteren hatte Thannheiser drei Thesen mitgebracht: So wird bei der geteilten Mobilität natürlich die Konsolidierung noch den einen oder anderen Anbieter „auffressen“. Die Individualmobilität wird zukünftig durch die Flexibilität bestimmt, die einen entscheidenden Faktor bei der Wahl des Transportmittels spielen wird. Und in der Mikromobilität sieht Thannheiser das Thema Sicherheit als ein Differenzierungsmerkmal im Anbieterwettstreit.
In der anschließenden Diskussionsrunde mit allen drei Sprechern zeigte sich noch einmal der sehr unterschiedliche Blick auf die Zukunft der Mobilität: Im Wesentlichen bestand zwar der Konsens darin, dass eine digital gestützte Mobilität nicht mehr am Auto festgemacht wird, über die Ausprägungen gab es jedoch verschiedene Meinungen.
Als Chefredakteur von intellicar.de hat mich das besonders gefreut, denn das zeigt doch, wie vielfältig die Ansätze sind, und welch breites Spektrum an Ideen noch auf uns wartet.
Herzlichen Dank an alle Beteiligten – Jens Stoewhase [Chefredakteur intellicar.de]
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