Bosch digitalisiert die Sonnenblende

Auf der CES zeigt der Automobilzulieferer Bosch eine intelligente Sonnenblende. Auf einem transparenten LCD-Display werden mithilfe künstlicher Intelligenz nur die Teilbereiche verdunkelt, durch die der Fahrer geblendet wird. Das System soll Unfälle vermeiden helfen.
Seit knapp 100 Jahren fristet sie zumeist ein Schattendasein am oberen Rand der Windschutzscheibe: die Sonnenblende. Auch wenn herkömmliche Sonnenblenden Autofahrer vor störendem Gegenlicht schützen, versperren sie – einmal heruntergeklappt – oft auch große Teile des Sichtfeldes. Mit der neuen transparenten und digitalen Sonnenblende, dem Virtual Visor, will Bosch den „Oldie“ neu erfunden haben. Die klassische Sonnenblende wird dafür durch ein transparentes LCD-Display und eine auf den Fahrer ausgerichtete Kamera ersetzt. Dank intelligenter Algorithmen wird auf dem Display immer nur der Teil verdunkelt, aus dem die Sonne den Fahrer sonst blenden würde. Der Rest des Displays bleibt durchsichtig und der Blick auf die Straße frei. Dr. Steffen Berns, Vorsitzender des Bereichsvorstands des Geschäftsbereichs Bosch Car Multimedia, erklärt den Nutzen so: „Besonders wenn Autofahrer morgens und abends von der tiefstehenden Sonne geblendet werden, geraten klassische Sonnenblenden an ihre Grenzen. Mit der digitalentransparenten Sonnenblende von Bosch haben wir für dieses Problem eine innovative Lösung entwickelt.“ Den Virtual Visor stellt der Zulieferer ebenfalls auf der CES vor.
Smarte Sonnenblende
Der Virtual Visor arbeitet mit einer Innenraumkamera, die das Gesicht des Fahrers während der Fahrt betrachtet. Intelligente Algorithmen auf Basis von künstlicher Intelligenz (KI) erkennen sowohl die Gesichtspartien wie Augen, Nase und Mund, als auch den Schatten, den die Sonne auf das Gesicht des Fahrers wirft. Sie analysieren permanent, wohin der Fahrer gerade blickt und verdunkeln ausschließlich einen kleinen Bereich auf dem Display, damit nur ein Schatten im Bereich der Augen des Fahrers entsteht.
Der Prototyp aus der Recyclingtonne
Bosch hat zur Entwicklung des Produkts eine ganz schöne Geschichte publiziert: So wurde der Virtual Visor wohl von der Idee über das Konzept bis zu Tests und Musterbau durch ein dreiköpfiges Team von Ingenieuren entwickelt, die sonst Antriebslösungen entwickeln. Das Projekt entstand im Rahmen einer internen Innovationsinitiative. Das Team um den Bosch-Mitarbeiter Jason Zink baute nach einer Konzeptphase erste Muster, um sich für eine interne Finanzierung ihres Projekts zu bewerben. „Wie bei vielen Ideen, die sich noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium befinden, hatten wir am Anfang kaum Geld und andere Ressourcen. Der erste Prototyp, den wir zur Präsentation unseres Konzeptes genutzt haben, entstand aus einem alten LCD-Bildschirm, den wir in einer Recyclingtonne gefunden hatten“, wird Zink zitiert. Ihre Idee und der erste Prototyp überzeugten demnach das Management: Das Team sicherte sich die Unterstützung von Führungskräften als Mentoren und entwickelte weitere immer ausgefeiltere Versionen des Systems. Heute ist der Virtual Visor Teil des Entwicklungsportfolios des Bosch-Geschäftsbereichs Car Multimedia.
Editor: Jens Stoewhase mit Pressematerial der Robert Bosch GmbH
– ANZEIGE –