17.09.2020 - 16:32

Strategiedialog Automobilwirtschaft – BaWü will den Wandel

Baden-Württemberg kümmert und sorgt sich um seine Automobilindustrie. Ein Strategiedialog Automobilwirtschaft soll die Elektrifizierung und Digitalisierung in Sachen Automobil im Ländle vorantreiben und den Mittelstand beim Wandel unterstützen. Denn BaWü, das ist eben mehr als nur Bosch, Daimler und Porsche.

Am Donnerstag, 17. September 2020, traf man sich zur Zwischenbilanz des 2017 gestarteten und auf sieben Jahre angelegten Strategiedialogs Automobilwirtschaft BW. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Die Grünen) bewertet die bisherige Bilanz positiv. Über 175 Millionen Euro seien im Rahmen des Programms vom Land Baden-Württemberg in Zukunftsprojekte geflossen. Weitere Beträge des Landeshaushalts im dreistelligen Millionenbereich sollen die Ziele des Strategiedialogs untermauern, unterstrich der Ministerpräsident. „Kooperationen sind in dieser veränderten Welt von herausragender Bedeutung“, betonte er und hob die von der Landesagentur e-mobil BW gesteuerten Pionierprojekte Cluster EMobilität Südwest und Cluster Brennstoffzelle Baden-Württemberg hervor. „Und unseren Mittelstand unterstützen wir ganz gezielt mit Wissen, Bildungsangeboten und Beratung durch die neue Landeslotsenstelle Transformationswissen BW.“ Kretschmann und die Landesregierung wollen es also wissen.

Neben der Elektromobilität und auch synthetischen Kraftstoffen sind die Themen neue Mobilität und die Digitalisierung wichtige Punkte das langfristigen Formats. „Wir wollen zudem die Digitalisierung vorantreiben: Vernetzung, Künstliche Intelligenz und digitale Plattformen (Betriebssysteme) sind die maßgeblichen Treiber der Zukunft. Wer hier die Nase vorn hat, gibt global den Ton an. Hier liegen die größten Wertschöpfungspotentiale. Wir müssen es sein, die dieses neue digitale Ökosystem mit neuen Allianzen, Netzwerken und Projekten gestalten“, machte Kretschmann auf einer Pressekonferenz deutlich.

Gleichzeitig wurde klar, der Mittelstand sei laut Kretschmann durch den Strukturwandel besonders betroffen. Neben den bisher eingeleiteten Maßnahmen wie Transformationswissen BW, dem Technologiekalender, den Transformations-Hubs und der Mittelstandsoffensive Mobilität müsse nun auch intensiv die Qualifizierung und Weiterbildung der Beschäftigten gesichert werden. Eine ressortübergreifende Weiterbildungsstrategie soll helfen, die Arbeitsplätze der und für die Zukunft zu sichern.

In gleich drei Strategiepapieren wurden die großen Themenfelder umrissen. Da ist die „Roadmap für eine erfolgreiche Transformation“, die „Strategie zur automatisierten und vernetzten Mobilität“ und die „Strategie Ladeinfrastruktur“. Digitalisierung spielt jeweils eine unterschiedliche Rolle.

So steht auf der „Roadmap für eine erfolgreiche Transformation“ [Direkter Download, PDF >>], eines der Ziele des Bundeslandes sei es, ausgehend von den sehr guten Voraussetzungen, die mit dem Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg und dem KI Hotspot Cyber Valley gesetzt sind, „ein bundesweit ausstrahlendes nationales Zentrum für digitale und autonome Mobilitätssysteme in Baden-Württemberg (Wertschöpfungscluster digitale Fahrzeuge)“ zu errichten. Auf dieser Basis soll ein breites Anwendungspotenzial für autonome und softwaregetriebene Mobilitätslösungen erschlossen werden.

Desweiteren will man mit MobiDataBW eine leistungsfähige Datenplattform aufbauen, mit der Mobilitätsdaten verschiedener Verkehrsarten zusammengeführt werden können. Hier sei das Ziel ein „intermodales Routingsystem etablieren und dabei eng mit den Kommunen sowie mit Mobilitätsanbietern zusammenarbeiten“. Dies solle bundesweit und in Kooperation mit den Nachbarländern die Transparenz von Mobilitätsangeboten verbessern und ihre Nutzung erleichtern.

Etwas unklar bleibt auf den ersten Blick, ob sich da Parallelen entwickeln – zwischen dem angedachten und vorgeschlagenen „Datenraum Mobilität“ der Bundesregierung und MobiDataBW – oder ob das eine regionale Konzept Vorbild für den bundesweiten „Datenraum Mobilität“ sein könnte. Immer soll der „Datenraum Mobilität“ eine Art Mobilitätscloud für die Autowirtschaft, die Bahn und Nahverkehrsbetriebe sowie private Mobilitätsanbieter wie Carsharer oder Fahrradverleiher werden. Die Mobilitätscloud soll spätestens Ende 2021 an den Start gehen und helfen, Innovationen und Geschäftsmodelle voranzutreiben.

– ANZEIGE –



Im Papier „Strategie zur automatisierten und vernetzten Mobilität“ [Direkter Download, PDF >>] werden weitere Maßnahmen, die den industriellen und wirtschaftlichen Wandel hin zu einer neuen Mobilität unterstützen sollen. Sie sollen zeitnah umgesetzt werden:

1. Man will bestehende Forschungsinfrastrukturen stärken und z.B. die Nutzung des Testfelds Autonomes Fahren Baden-Württemberg für weitere Forschungsprojekte öffnen. Zeil ist es dabei, Hochschulen und Forschungseinrichtungen und auch Unternehmen in die verschiedenen Projekte noch intensiver einzubunden.

2. Eine Datentreuhandstelle für Künstliche Intelligenz und Wissenstransfer soll den Aufbau eines Forschungsdatenzentrums Smart Mobility umsetzen. Dieses Forschungszentrum soll verschiedene Daten des automatisierten und vernetzten Fahrens unterschiedlichster Datengeber nutzbar machen. Die entsprechenden Ergebnisse sollen für die weitere wissenschaftliche Arbeit genutzt werden. Gleichzeitig will die Weiterentwicklung der Potenziale der Künstlichen Intelligenz und den Wissenstransfer aus der Forschung in die Wirtschaft fördern.

3. Das oben bereits erwähnte „Nationales Zentrum für digitale und autonome Mobilitätssysteme“ soll auf Basis der Kooperationen zwischen den Regionen Stuttgart und Karlsruhe zum Thema automatisiertes und vernetztes Fahren ein breites Anwendungspotential für Autonome Mobilitätslösungen erschließen.

4. Die Einrichtung eines Technologie- und Kompetenz-Centrums für den automatisierten und vernetzten öffentlichen Verkehr soll dabei helfen, verkehrliche und technische Entwicklungen zu erheben, zu bewerten und Empfehlungen insbesondere an das Land, aber auch an Verkehrsunternehmen, Fahrzeughersteller und Mobilitätsdienstanbieter zu geben.

5. Schließlich will das Bundesland auch Reallabore mit Akteuren aus Forschung, Industrie, Kommunen und Betreibern im städtischen und ländlichen Raum sowie zur Personen- und Güterbeförderung fördern. Aktuell seien bereits zwei groß angelegte Projekte in Vorbereitung, welche das Thema automatisierter ÖPNV adressieren würden.

Die „Strategie Ladeinfrastruktur“ [Direkter Download, PDF >> beinhaltet erwartungsgemäß wenig Punkte, die die Digitalisierung betreffen. Allerdings formuliere das Land Baden-Württemberg „derzeit eine ganzheitliche Cybersicherheitsstrategie, die unter anderem dem Schutz von neuen Mobilitäts- und Verkehrsentwicklungen Rechnung trägt und fortlaufend weiterentwickelt werden soll“.

 
DLR stellte Pro­to­typen des Fahr­zeug­kon­zepts U-Shift vor
 
Ob als On-demand-Shuttle, Hightech-Rufbus, als flexibles Verteilzentrum für Güter und Pakete oder als mobiles Verkaufsgeschäft – mit dem Fahrzeugkonzept U-Shift stellt das DLR eine eigene Idee für die urbane Mobilität und Logistik vor. Den ersten fahrfähigen Prototyp von U-Shift hat das Forschungskonsortium unter Leitung des DLR auf der Zwischenbilanzkonferenz in Stuttgart vorgestellt.

Strategiedialog Automobilwirtschaft BW

Der Strategiedialog Automobilwirtschaft BW ist ein komplexes Wirtschaftsförderungsprogramm, in dem die Digitalisierung und Automatisierung von Mobiliät ein wichtiger Bestandteil der sechs Themenfelder und eines Querschnittsfelds sind: Forschung und Entwicklung, Produktion, Zulieferer (I), Vertrieb, After-Sales (II), Energie (III), Digitalisierung (IV), Verkehrslösungen (V), Forschungs- und Innovationsumfeld (VI), Querschnittsfeld Gesellschaft und Mobilität (VII). Jedem der Themenfelder steht ein Mitglied der Landesregierung sowie ein Co-Lead aus Unternehmen, Wissenschaft oder Nicht-Regierungsorganisationen vor. Jährlich treffen sich die Vertreterinnen und Vertreter der Landesregierung, der Unternehmensleitungen, der Wissenschaft, der Arbeitnehmervertretungen und der Zivilgesellschaft, um die bisherigen Fortschritte und das weitere Vorgehen zu besprechen. Nach einer einjährigen Start- und Projektierungsphase ging der SDA 2018 in die Projektphase I (bis 2020) und nach der heutigen Zwischenbilanzkonferenz in die Projektphase II (2020 bis 2024) über.

Autor: jst

– ANZEIGE –


Aktuelle Termine

Automotive Software Grundlagen

Zum Termin

20. Internationaler Fachkongress für erneuerbare Mobilität "Kraftstoffe der Zukunft"

Zum Termin

3. VDV-Digitalgipfel

Zum Termin
Gefunden bei intellicar.de
https://intellicar.de/markets/strategiedialog-automobilwirtschaft-bawue-will-den-wandel/
17.09.2020 16:22