16.11.2016 - 17:37

ZF und Startups – was geht da?

Der Zulieferer ZF hat nach der Übernahme des amerikanischen Konkurrenten TRW noch mehr Appetit auf Wachstum. Mit der Zukunft Ventures GmbH gründete der Großkonzern ein schnelles Beiboot für Beteiligungen an attraktiven Startups und kleineren Unternehmen. In einem Telefoninterview stand der Geschäftsführer des neuen Corporate Ventures, Torsten Gollewski, dem intellicar-Chefredakteur Jens Stoewhase Rede und Antwort und erklärt, welche Startups und Ideen er für ZF sucht.

ZF_IMG_Torsten-Gollewski_2016-08Herr Gollewski, ZF hat mit der Zukunft Ventures GmbH eine eigene Start-up-Unit gegründet. In der Presse-Info dazu heißt es, dass man sowohl für Firmen als auch für junge Startups offen sein will. Wo findet man die offene Tür, wenn man mit der großen ZF in Kontakt kommen will?

Torsten Gollewski: „Zuerst mal gibt es zwei typische Wege bei Corporate Ventures. Entweder man hat einen gut gefüllten Topf an Geld und investiert daraus bis er leer ist. Oder man sucht Beteiligungen, bei denen man direkt einen hohen Anteil übernimmt und die entsprechende Firma dann integriert und als eigenständiges Unternehmen vom Markt nimmt. Wir gehen mit Zukunft Ventures einen dritten Weg. Wir suchen nach Ideen und Unternehmen, die zu unserer ZF-Strategie passen, an denen wir uns signifikant beteiligen können. Und wir belassen diese Unternehmen am Markt. Denn nur wenn sich das Startup oder die gestandene Firma weiter am Markt bewegt, profitieren auch wir vom fortlaufenden Reifeprozess der Produkte und Dienstleistungen.

Die Automobilindustrie steht vor einem äußerst disruptiven Wandel. Das Startup muss also auch nach unserem Investment agil bleiben und verschiedene Märkte bedienen. Erst dann ist der Vorteil für uns auch der größte.

Man kann recht einfach mit uns in Kontakt treten, indem man direkt eine E-Mail schreibt an info.zukunftventures@zf.com.

Insgesamt haben wir auf unseren Start bereits sehr gutes Feedback und interessante Ideen bekommen, es sind schon tolle Unternehmen auf uns zugekommen.“

Es heißt, man wolle „Lücken schneller füllen“ – sind die Strukturen eines Konzerns tatsächlich für die aktuelle Geschwindigkeit doch zu groß? Ist Zukunft Ventures also das schnelle Beiboot?

„Wir sind insgesamt mit ZF und der Integration von TRW technologisch sehr gut aufgestellt. Trotzdem müssen wir in dieser schnellen Zeit die Augen offen halten und auch immer nach außen schauen. Der Markt wandelt sich dafür zu schnell. Wir wollen nichts verpassen.“

Startups finden sich in den unterschiedlichsten Reifegraden. Welches Stadium muss ein Unternehmen haben, um für Sie interessant zu sein?

„Grundsätzlich sind wir erst mal offen für Ideen. Gleichzeitig haben wir vor allem unsere Strategie vor Augen. Wir wollen zügig unser Produktportfolio erweitern und dort ergänzen wo es Sinn macht. Daher hilft es, wenn Startups schon einen gewissen Reifegrad erreicht haben. Mit Ibeo Automotive Systems GmbH haben wir uns zuletzt an einem Unternehmen beteiligt, das bereits 1998 gegründet wurde. Insofern sind Seed-Investments nicht unser Fokus.

Andererseits sind wir gerade mit einem Team im Gespräch, das noch in der Seed-Phase steckt. Es ist also auch nicht ausgeschlossen, dass wir in frühen Phasen einsteigen. Es muss einfach für beide Seiten passen.“

Viele Startups setzen auf digitale Plattformen, weil man dabei eine Schlüsselposition in einem Markt einnimmt und gleichzeitig international besser skalieren kann. Ist das für die Hardware-getriebene ZF auch der Ansatz für Zukunft Ventures – oder schaut man eher auf die Software-Expertise und will dort investieren?

„Das autonome Fahren, Sicherheit und Effizienz sind bei uns im strategischen Fokus. Insbesondere beim autonomen Fahren gibt es dann noch die Untergliederung in Sensorik, Vernetzung, künstliche Intelligenz und intelligente mechanische Systeme. Bei den intelligenten mechanischen Systemen sind wir schon sehr gut aufgestellt. In den anderen Bereichen schauen wir uns weiter um. Gleichzeitig gibt es immer weniger harte Trennlinien, insbesondere beim autonomen Fahren verschwimmen die Grenzen zwischen Hard- und Software immer mehr.“

Zulieferer Bosch mischt mit dem Scooter-Sharing Coup inzwischen als Mobilitätsdienstleister in einem Markt mit, den aktuell die OEMs für sich als Ziel gesetzt haben. Will ZF über Beteiligungen auch in Richtung B2C-Geschäft aufbrechen?

„In erste Linie sind wir daran nicht interessiert. Unsere Kunden, die Automobilhersteller, befinden sich in einem starken Wandel und engagieren sich in den neuen Segmenten, wie etwa Car- und Ride-Sharing.“

Wenn man die Presse-Info richtet versteht, dann sucht ZF offenbar nach strategischen Investments. Nun sind viele Startups nicht an strategischen Investoren interessiert, weil sich ein möglicher Exit schwieriger gestaltet. Ist Zukunft Ventures an Exits interessiert oder sollen die Investitionen klar in Unternehmen gehen, die langfristig die Expertise von ZF erweitern?

„Es geht uns eher um die Erweiterung des eigenen Produktportfolios und der Expertise. Wir sind eben das etwas andere Corporate Venture. Wir wollen, dass sich auch andere Investoren an den Firmen beteiligen können. Schließlich ist es unser Interesse, die Unternehmen an den Märkten zu entwickeln, um die besten Produkte zu kreieren.“

Wir bedanken uns bei Herrn Gollewski für das Gespräch.

Autor: Jens Stoewhase

Autor: jst

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16.11.2016 17:34