16.06.2016 - 12:54

Volkswagen-Strategie 2025: Das konzerneigene „Together“ und der Igel

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Hauruck! Alles soll bei Volkswagen überprüft werden, wenn es nach den Worten von Vorstandschef Matthias Müller geht. Bei der heutigen Pressekonferenz zur Vorstellung der Volkswagen-Strategie 2025 blieb Müller häufig im Ungefähren. Zusammenfassend kann man sagen: Der Konzern will sich komplett umbauen, man spricht von Paradigmenwechseln, Einsparungen und Investitionen – doch wie genau das aussehen soll, bleibt dann doch ungewiss.

Der Zukunftsplan trägt den bedeutungsschweren Titel „TOGETHER – Strategie 2025″. Darin müssen die vielen Herausforderungen des Konzerns bedacht werden: Die Diesel-Affäre ist noch nicht ausgestanden, die Rendite der Kernmarke VW muss spürbar steigen, die digitale Transformation hin zu einem Mobilitätsdienstleister will gemeistert werden. Gleichzeitig soll jede Menge Geld gespart werden.

Damit hat Volkswagen einen gewisses Alleinstellungsmerkmal in der Branche: Das Unternehmen muss sich ein paar mehr Themen stellen, als die anderen OEMs und Zulieferer. Matthias Müller ging das alles mit den etwas müde vorgetragenen Floskeln an. So sei die Strategie nicht im Elfenbeinturm entstanden, der Druck sei eben stark, aber man wolle die Chancen nutzen. Letztlich gab er selbst zu, dass hinter der Strategie ein großer Anspruch stehe. Immerhin.

Doch kommen wir zum Kern. Bei intellicar.de interessiert insbesondere der Bereich autonomes Fahren und Mobilitätsdienstleistungen als Teil der Konnektivität. Das autonome Fahren soll Teil der neuen vier Säulen des Volkswagen-Konzerns werden und gehört dort zur Transformation des Kerngeschäfts. So sollen selbstfahrende Autos und die künstliche Intelligenz inhouse entwickelt werden. Innerhalb weniger Jahre, so Müller, sollen Last-Mile-Solutions für Menschen und Waren zur Verfügung stehen. Anders ausgedrückt könnte Volkswagen also in Richtung intelligente Transportsysteme (ITS) denken.

Vollautonome Fahrzeuge aus dem Hause Volkswagen sieht der Chef gar bis zum Dekadenwechsel am Markt. Dafür seien mehrere Mrd. Euro an Investitionen vorgesehen und gleichzeitig wolle man 1.000 neue Entwickler einstellen.

Spannend wird es für die Stadt Berlin. Die deutsche Startup-Hauptstadt wird mit einem eigenen Volkswagen-Bereich bedacht, in dem insbesondere die neuen Mobilitätskonzepte entwickelt bzw. vorangebracht werden sollen. Müller betonte insbesondere die bewusst angestrebte Entfernung zu Wolfsburg. Nicht ganz klar wurde, ob es ein komplett eigenständiges Unternehmen wird.

Dabei sind auch die Optionen der Berliner Dependance noch recht schwammig, aber breit gefächert. Der Vorstandschef warf selbst die Worte Robotaxi, Carsharing aber auch Transport on Demand in den Ring. Dabei schaue man auch in die beiden großen Richtungen B2C- und B2B-Geschäft. Bis 2025 rechne man bei Volkswagen selbst mit einem Umsatz in substantieller Milliardenhöhe. Auf konkrete Nachfrage zum Ende der Pressekonferenz wurde Müller nur unwesentlich deutlicher: Für 2025 erwarte man im Bereich der Mobilitätsdienstleistungen ein Marktvolumen von 35 Mrd. Euro, an dem man ein gutes Stück Anteil haben wolle.

Auch auf das Investment bei Gett kam Müller noch ein Mal direkt zu sprechen. Hier verfolge man eine andere Strategie als der Wettbewerb: Lieber beim kleineren Gett inestieren und maßgeblich beteiligt sein, als bei den amerikanischen Start-ups (wie Uber) eine kleine Rolle als Investor spielen. Es wurde deutlich, Volkswagen sucht nach Einfluß bei Investments und will tiefe Einblicke für das eigene Lernen nutzen. Ein Punkt, der nicht jedem Startup gefallen dürfte.

Am Ende blieb ein recht unambitionierter Eindruck zurück. Die Strategie wurde in alter Tradition vorgetragen. Für mich fehlte das Signal und der direkt ausgesprochene Wille, zukünftig offen mit Dritten zusammen zu arbeiten. Das TOGETHER im Titel ist im Moment als ein GEMEINSAM im Inneren zu verstehen. Nach außen, so wirkt es, soll es wohl eher heißen: Wir schaffen das schon selbst. Volkswagen spricht bei „Wir“ wohl doch eher vom Konzern als von einem Miteinander im Ökosystem der neuen Mobilität.

Das Untenehmen steht natürlich vor einem riesigen Berg an Chancen und Risiken und sehr viel handfester Arbeit. Allerdings sieht mir die aktuelle Herangehensweise doch eher nach einem Einigeln aus als nach einem Aufbruch, zu dem auch die Suche und ein Paradigmenwechsel im Umgang mit neuen Playern am Markt gehört. Da wirkt das doch recht kraftlos vorgetragene „Wir werden nicht mehr alles selbst machen“, dann doch wenig überzeugend.

UPDATE: Die Kollegen vom Manager Magazin sehen in dem gestrigen Vortrag weit mehr und kommentieren es auch etwas euphorischer. manager-magazin.de >>

Autor: Jens Stoewhase

Autor: jst

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16.06.2016 12:01