03.12.2014 - 15:06

Neue Roland Berger-Studie – Autonomes Fahren mit 60 Mrd. Potenzial bis 2030

Die neue Studie „Think Act – Autonomous driving“ von Roland Berger sieht bis zu 40 Milliarden Dollar im Bereich der Komponenten. Für neue Software-Lösungen für Fahrassistenzsysteme werden ein weltweites Marktvolumen von bis zu 20 Milliarden Dollar bis 2030 erwartet. Darüber hinaus hat Autonomes Fahren das Potenzial, die Automobilindustrie in den kommenden Jahren grundlegend zu verändern.
Zu diesem Schluss kommen die Berater Wolfgang Bernhart und Marc Winterhoff von der Wirtschaftsberatung Roland Berger.
Ob durch innovative Software-Technologien und Fahrzeugmodelle oder neue Nutzungsmöglichkeiten wie „Mobilität auf Abruf“. Voraussichtlich werden Autos ab 2030 völlig selbständig fahren, ohne dass der Fahrer eine aktive Rolle übernimmt. Daraus ergibt sich ein großes Marktpotenzial für die Automobilindustrie.

In ihrer neuen Studie „Autonomous driving“ gehen die Roland Berger-Berater davon aus, dass der weltweite Markt für Komponenten wie Kameras, Sensoren oder Kommunikationssysteme ein zusätzliches Umsatzvolumen von 30 bis 40 Milliarden Dollar erreichen wird. Weitere Umsätze in Höhe von 10 bis 20 Milliarden Dollar könnten dann durch hochentwickelte Software und ähnliche Produkte generiert werden.

„Autonomes Fahren wird sich zunächst schrittweise durchsetzen, aber nach 2030 zu einer regelrechten Revolution in der Automobilindustrie führen“, erklärt Wolfgang Bernhart, Autor der Studie. Er sieht Handlungsbedarf bei Automobilherstellern und Zulieferern, die ihre Geschäftsmodelle danach ausrichten sollten, wenn sie in diesem Zukunftsmarkt dabei sein wollen.

Hohe Investitionen für neue Software-Lösungen notwendig

Abstandsregler, Einparkhilfen oder Tempomaten entlasten schon heute die Autofahrer und gehören zumindest im Premiumsegment zur Serienausstattung. Ein unaufhaltbarer Trend: So sollen bis 2020 die ersten hochautomatisierten Fahrzeuge auf Autobahnen, bis 2025 auch in Städten und bis 2030 fahrerlos „von Tür zu Tür“ fahren können.

Obwohl viele technische Voraussetzungen heute schon erfüllt sind, müssten Automobilhersteller noch einige Hürden überwinden. So würden für das automatische Fahren entsprechende Sensoren, Kameras und Radarsysteme benötigt. Die Herstellung dieser Komponenten und der nötigen Algorithmen übernehmen große Zulieferer oder die Autohersteller selbst. Deutlich komplexer ist aber die Entwicklung von neuen Software-Lösungen für das vollautomatisierte Fahren. Hier geht es zum Beispiel um Algorithmen, die das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer erkennen. Damit kann das Auto zum Beispiel selbständig entscheiden, ob es bremsen oder beschleunigen soll.

„In diesem komplexen Bereich betreten sowohl die OEMs als auch die Zulieferer Neuland“, erklärt Bernhart. „Sie müssen daher entscheiden, ob sie die Software selbst entwickeln wollen oder ob sie mit Technologiekonzernen, die in diesem Markt führend sind, kooperieren oder sie gar übernehmen möchten.“ Doch nur wenn Automobilkonzerne in diesem Bereich in Führung bleiben, können sie ihren Anteil am globalen Profit des Mobilitätssektors behalten. „Allerdings erfordert die Entwicklung dieser Systeme erhebliche Investitionen und Know-How aus dem Machine Learning-Bereich, einem Spezialgebiet der künstlichen Intelligenz, das besonders bei großen Internetkonzernen im Fokus steht“, sagt Bernhart.

Neue Geschäftsmodelle für die Zulieferer

Bei hochautomatisierten Fahrzeugen werden heute hauptsächlich separate Funktionen von Assistenzsystemen in einem zentralen Steuergerät zusammengefasst. Durch diese neue Elektronikarchitektur verschieben sich jedoch die Lieferumfänge der einzelne Lieferanten; diese sollten daher das richtige Geschäftsmodell für diesen Markt so schnell wie möglich festlegen. Hierzu identifizieren die Roland Berger-Experten verschiedene Möglichkeiten je nach Unternehmensgröße und -spezialisierung:

Große Systemzulieferer: Sie sollten Software-Lösungen entweder selbst entwickeln oder sich das notwendige Know-how durch gezielte Firmenakquisitionen aneignen. Der hohe Investitionsbedarf in diesem Segment wird jedoch zu einer Marktkonsolidierung führen: Langfristig werden sich nur drei bis vier große Anbieter auf dem globalen Markt durchsetzen.

Kleine Zulieferer, die bereits Assistenzsysteme entwickeln: Die zunehmende Zentralisierung der Assistenzfunktionen zwingt Zulieferer dazu, sich neu zu fokussieren – etwa auf kostengünstige Assistenzsysteme für die wachsenden Schwellenländer.

Zulieferer mit Fokus auf Technologieinnovationen: Diese Anbieter sollten ihre Technologieführerschaft etwa durch Bilderkennungskameras, die auf fortschrittlichen künstlichen neuronalen Netzen basieren, ausbauen. So können sie Automobilhersteller mit besseren Lösungen zu niedrigeren Kosten global beliefern.

Mobilität auf Abruf verändert Geschäftsmodelle

Ein weiterer Trend, der den Automobilmarkt stark beeinflussen wird, ist die so genannte „Mobilität auf Abruf“ durch autonome Fahrsysteme. So ist zum Beispiel denkbar, dass in Zukunft vollständig automatisierte Taxen statt Taxifahrer die Fahrgäste abholen; der Leihwagen könnte direkt zum Kunden kommen und müsste nicht mehr abgeholt werden. Diese neue Art der Mobilität wird neben der Funktionalität auch das Design der Fahrzeuge sowie die Wettbewerbssituation der Automobilhersteller und der Zulieferer stark verändern. Vier Szenarien sind nach den Roland Berger-Experten möglich:

Szenario eins: Traditionelle Autobauer und Zulieferer entwickeln gemeinsam die entscheidenden Technologieelemente; OEMs bieten eigene Mobilitätslösungen an. Die klassischen Geschäftsmodelle verändern sich nicht erheblich.

Szenario zwei: Neue Anbieter für Mobilitätslösungen dominieren diesen Markt. Einige große Automobilhersteller und Zulieferer liefern die Software-Lösungen, die für komplexe Entscheidungsprozesse des automatisierten Fahrens notwendig sind. Aufgrund der Skaleneffekte verbessert sich die Marktpositionierung dieser Anbieter vor allem im B-to-B-Geschäft – kleinere Anbieter werden vom Markt verdrängt.

Szenario drei: Autohersteller dominieren den Markt für Mobilitätslösungen und überlassen großen Technologieunternehmen die spezialisierte Software-Entwicklung. Wenige Software-Anbieter werden so die Marktpreise bestimmen können; die Margen der OEMs geraten zunehmend unter Druck und ihre Wettbewerbsfähigkeit sinkt.

Szenario vier: Anbieter von innovativen Mobilitätslösungen bestimmen die Produktpalette; Technologieunternehmen liefern dazu die entsprechende Software. Autohersteller und Zulieferer verlieren signifikante Anteile am „Profit Pool“ des globalen Mobilitätsmarktes.

„Diese Szenario-Analyse zeigt Chancen und Risiken für die Industrie auf. Anhand von Szenarien und Zukunftserwartungen sollten Automobilhersteller und Zulieferer zeitig überlegen, welche Rolle sie auf diesem vielversprechenden Markt spielen wollen. Denn nur mit einer passenden Strategie und einem durchdachten Geschäftsmodell schaffen sie es, die spannenden Chancen des automatisierten Fahrens für sich zu nutzen“, fasst Wolfgang Bernhart zusammen.

Bestellen können Sie die Studie auf rolandberger.com >>

(nach Presseinfo von Roland Berger Strategy Consultants)

Autor: jst

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